Jesu Fleisch essen und Blut trinken - was ist gemeint?






Zu den merkwürdigsten Dingen, die Jesus gesagt haben soll, gehört sicherlich der Auspruch aus dem Johannes-Evangelium, man solle sein Fleisch essen und sein Blut trinken. Nicht nur seine treusten Anhänger zu jener Zeit, sondern auch viele Christen und Nicht-Christen heute wissen nicht, was nun damit gemeint ist. Auch in der Kirche hat dieser Ausspruch seit jeher für einige Verwirrung gesorgt. Nicht selten wird sogar der Vorwurf des Kannibalismus laut, wenn es bei Nicht-Christen um das Abendmahl geht.

Was hat Jesus damit gemeint? Wenn man einmal genauer hinsieht, ist es gar nicht so schwer zu verstehen. Allerdings muss dabei ein sorgfältiger Blick auf den Kontext gerichtet werden.


Der Kontext: Die Speisung der 5000


Am Tag bevor Jesus diesen Ausspruch tätigte, hatte er eine Menge von sage und schreibe 5000 Menschen gespeist - mit etwas Brot und Fisch. Seit Manna-Zeiten hatte keiner mehr jemals ein solches Wunder verbracht - die Menge jubelte und war bereit Jesus zum König zu erklären. Der Krönung jedoch ging er aus freien Stücken aus dem Weg und versuchte, der außer sich geratenen Menge zu entkommen, indem er sich versteckte, da ihm klar wurde, dass man den Kern seiner Mission nicht recht verstanden hatte. Erfolglos - man spürte ihn auf.

So beschloss er offen kundzutun, dass er die falschgeleitete Euphorie nicht guthieß:

Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden. 27 Wirket Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn den hat Gott der Vater versiegelt. (Johannes 6, 26-27)

Die Menschen hatten Jesus bei allerlei Wundertaten beobachtet - doch was war hier passiert? Das "Wunderbrot" war der Grund, weshalb sie Jesus so enthusiastisch gefolgt waren. Er sollte König werden, weil er ihnen den Hunger nahm, nicht die Schuld an der Sünde.

Hier versucht er ihnen klarzumachen, dass es nicht um Brot oder Hunger geht, sondern die Erlösung der Sünde das angestrebte Ziel ist. (Johannes 3,17). Er war nicht gekommen, um sie vor dem physischen Hunger zu bewahren, sondern um sie frei von der Sünde und Verdammnis zu machen.

Das "wahre" Brot



Nun steigt die Spannung bei den Gefolgsleuten. Welches ist denn nun Brot des ewigen Lebens? Und was muss man tun, um es zu erhalten? Die Antwort: "Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat." (Joh 6, 29)

Dies war als Erklärung offenbar nicht ausreichend, da man zur Absicherung weitere Wunder verlangte - zum Beispiel noch mehr von dem Alleskönner-Brot (Joh 6, 30-31). Um ihnen vor Augen zu halten, wie wenig Vertrauen sie ihm entgegenbrachten, erklärte er:

Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, daß ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt. (Joh 6, 51)

Die Menge reagiert verstört, wendet sich ab. Bis Jesus weiter ausführt:

Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. 55 Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. (Joh 6, 53-55)

So schnell löste sich die "Jesus for president"-Kampgne auf und die Mengen wandten sich kopfschüttelnd ab. Eben noch potentieller König der Massen, nun abgestempelt als Verrücker, der wollte, dass man sein Fleisch esse.

Fleisch essen, Blut trinken - was meinte er also?


Hinweise auf die wahre Bedeutung finden wir überall in Joh 6, 22-71.

  • Wie verdient man sich das Essen, das einem ewiges Leben beschert? Durch den Glauben an Jesus. (Verse 27, 29) 
  • "Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten" (Vers 35)
  • Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. (Vers 40)
  • "Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben." (Vers 47) 
  • "Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken." (Vers 54)

Essen = Glauben


Mit Essen und trinken meinte er schlichtweg den Glauben selbst. Das ewige Leben versprach er nicht denen, die sich an seiner Leiche verköstigten, sondern denen die an die Gründe glaubten, weshalb er eine geworden war (bzw. werden würde)! Nämlich um in vollem Umfang für ihre Sünden zu bezahlen, um ihre Ungerechtigkeit mit Gerechtigkeit zu vergelten. Dies ist die Kernaussage des Neuen Testamentes - das unbezahlbare Versprechen von Joh 3, 16:

"Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."